Lernverhalten von Kindern mit Hydrocephalus

Zur Bedeutung des räumlichen Denkens für schulisches Lernen

Zusammenfassung

Visuell-räumliche Fähigkeiten, in der Pädagogik häufig mit räumlicher Wahrnehmung oder räumlichem Denken bezeichnet, sind eine umfassende Hirnleistung. Ausgehend von einer funktionsfähigen Sehfähigkeit umfassen sie die kognitive Weiterverarbeitung des visuell-räumlichen Eindrucks.

Schwächen in visuell-räumlichen Fähigkeiten haben weitreichende Auswirkungen auf schulisches Lernen, u.a. gelten sie als entscheidende Vorläuferstörung für eine Rechenschwäche (Heubrock & Petermann 2000, 238; Schumann-Hengsteler 2006, 76). Die Bedeutung dieser neuropsychologische Fähigkeit für das Lernen ist nur wenig im Bewusstsein von Pädagogen verankert und Schwächen hierin werden im Alltag selten erkannt (Kerkhoff 2000, 427).

Die hier vorliegende Studie untersucht visuell-räumlich-konstruktive Fähigkeiten bei 121 Kindern mit einem Hydrocephalus unterschiedlicher Ätiologie. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass diese Kinder ein vierfach höheres Risiko als gleichaltrige nichtbehinderte Kinder haben, diese Fähigkeit nicht ausreichend auszubilden. Die spezifische Schwäche findet sich signifikant bei Kindern mit einem Hydrocephalus unabhängig von der Ätiologie des Hydrocephalus und unabhängig vom erreichten Schulniveau. Besonders auffällig ist das relativ schwache Abschneiden der Kinder mit Hydrocephalus und Spina Bifida und die relativ geringe Wahrnehmung der Schwäche bei ihren Eltern.

Über die Testung der Kinder hinaus wurden die Eltern der Kinder ausführlich zu den visuell-räumlichen Fähigkeiten ihrer Kinder befragt. Aus dem Vergleich der Elternaussagen mit den kindlichen Testergebnissen wurde ein Leitfaden zur Früherkennung von Schwächen in räumlich-konstruktiven Fähigkeiten entwickelt. Danach ist es möglich, bei sich auffällig verhaltenden Kindern frühzeitig zu intervenieren und sie vor Lernerschwernissen zu schützen.

Abstract

Visual-spatial abilities, in education and psychology often named spatial perception or spatial thinking, are an extensive performance by the brain. Based on normal ability to see they comprise the cognitive processing of visual-spatial impressions.

Limited visual-spatial abilities have far-reaching effects on learning, among others they are regarded as crucial pre-disorder for dyscalculia. The importance of this neuropsychology ability for learning is mostly unknown to teachers and weaknesses therein are rarely recognized in everyday life.

This study examines visual-spatial-constructive abilities of 121 children with hydrocephalus of different aetiologies. The study shows that the risk to insufficiently develop these abilities is four times higher for children with hydrocephalus than for children without disabilities. This specific weakness is found to be significant for children with a hydrocephalus, independent of its aetiology and the children's level of education. Especially noteworthy are the bad results of children with hydrocephalus combined with spina bifida and the relatively low perception of this weakness by their parents.

In addition to the testing of the children, the parents were extensively questioned about the visual-spatial abilities of their child. A diagnostic guideline was developed out of these two approaches, which will help recognizing children with spatial-constructive weakness based on their visual-spatial behavior. Further it will be possible to intervene at an early stage in order to protect the affected children from learning difficulties.

1) Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung der Studie: Blume-Werry (2012). Lernverhalten von Kindern mit Hydrocephalus. Zur Bedeutung des räumlichen Denkens für schulisches Lernen. Oberhausen: Athena

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